Rhum Agricole vs. Rum: Wo liegt der Unterschied?

Rhum, Ron und Rum – eigentlich sind das doch nur die französischen, spanischen und englischen/deutschen Schreibweisen für ein- und dieselbe Spirituose auf Zuckerrohrbasis, oder? Jein. Während das bei Rum und Ron noch in den meisten Fällen so sein mag, ist das beim Rhum so eine Sache; denn Rhum ist zum einen natürlich das französische Wort für Rum – steht aber zum anderen stellvertretend für Rhum Agricole – eine Rum-Variante, die aus frischem Zuckerrohrsaft statt Melasse gebrannt wird. Bekannt für diesen Stil sind für allem die französischen Übersee-Départements, sprich die Inseln Martinique, Guadeloupe und La Réunion. Aber das bedeutet nicht, dass Rhum Agricole nur dort hergestellt wird – oder immer Rhum Agricole heißt. Aber der Reihe nach. 

Woher stammt Rhum Agricole?

Die Schreibweise Rhum statt Rum findet man bei praktisch allen Rums im französischsprachigen Teil der Karibik und des indischen Ozeans, eben weil es ein ganz normales französisches Wort ist. In diesen Gebieten spricht man bei Melasse-Rum zuweilen auch von einem Rhum Traditionnel, häufig aber auch einfach nur von Rhum ohne den Zusatz Agricole.

Hergestellt wird Rum aus Zuckerrohrsaft aber auch in anderen, teils spanischsprachigen Gebieten, darunter Haiti, La Palma, Réunion und Mauritius, Trinidad, Panama, der Dominikanischen Republik und Grenada. Hier wird der Rum aus Melasse eben als Rum oder Ron bezeichnet, der Rum aus Zuckerrohrsaft trägt dagegen meist die Bezeichnung Rhum oder Rhum Agricole zur Differenzierung.

Von AOC-Siegeln, Zucker und Farbe

Häufig hört man, dass Rhum Agricole unter dem französischen AOC-Siegel hergestellt wird und deswegen grundsätzlich nicht nachgezuckert oder gefärbt werden darf, wie das bei einigen anderen, auch hochwertigen Rums üblich ist. Tatsache ist: Rhum unter dem AOC-Siegel darf tatsächlich nicht nachgezuckert oder gefärbt werden – dieses Siegel wird jedoch bisher ausschließlich an Martinique-Rhums vergeben. Zu erkennen ist es an der Aufschrift „Martinique Rhum Agricole - Appellation d’Origine Contrôlée.

Selbst Rhum von der ebenfalls französischen Insel Guadeloupe besitzt „nur“ das europäische AOP-Siegel, das zwar aus dem französischen AOC hervorgeht und es teilweise ersetzt, jedoch nur den Herkunftsort reglementiert. Sprich: Guadeloupe Rhum mit AOP-Siegel darf auch nur auf Guadeloupe hergestellt werden, gehorcht jedoch nicht zwangsläufig den strengen Reglementierungen des Martinique Rhums.

Dessen AOC-Siegel gibt neben der verbotenen Nachbearbeitung des Produkts zum Beispiel vor, dass der Rhum nur mit Zuckerrohr aus 23 Gebieten auf Martinique hergestellt werden darf und reglementiert außerdem weiträumig die Verarbeitung und Produktion. Rhum Agricole-Produzenten aus anderen Gebieten orientieren sich häufig an den strengen Vorgaben für Martinique-Rhums. Die wiederum müssen sich nicht zwangsläufig an die Auflagen für das AOC-Siegel halten – bekommen es dann aber natürlich auch nicht.

Die Alterskennzeichnungen auf Rhum Agricole

Auch was die Altersauszeichnungen angeht, gelten für Martinique Rhum Agricole die strengsten Vorschriften: Ein AOC-Rhum muss mindestens drei Monate in Edelstahlfässern reifen, danach nennt er sich Rhum Blanc. Lagert er mindestens 12 Monate in Eichenfässern, gilt er als Rhum Paille, ab 18 Monaten gilt die Bezeichnung Rhum Ambré. Nach wenigstens drei Jahren erhält er die Bezeichnung Rhum Vieux, inklusive einer weiteren Alters-Angabe nach dem Vorbild französischen Cognacs etwa VO, VSOP oder XO.

Die Entstehung von Rhum Agricole

Auch wenn die Reglementierungen verwirrend erscheinen, der Ursprung des Rhum Agricole ist recht klar und liegt trotz seiner Verbreitung in den französischen Kolonien: Als Frankreich begann, auf Zuckerrüben für die Produktion von Zucker zu setzen, mussten Rumbrenner nicht länger nur auf den „Abfallstoff“ Melasse zurückgreifen, sondern setzten auch den frischen Zuckerrohrsaft für die Destillation ein.

Diese neue Art Rhum breitete sich von den Kolonien aus in der gesamten Karibik und Südamerika aus, auch Brasilien setzt bei der Produktion seiner Nationalsprituose bis heute auf frischen Zuckerrohrsaft. Freilich nennt sich der örtliche Rhum hier Cachaça. Der aus Guatemala stammende Ron Zacapa und diverse weitere Rum-Sorten entstehen ebenfalls aus frischem Zuckerrohrsaft, laufen aber nicht unter der Bezeichung Rhum. Und um die Verwirrung zu komplettieren ist auch haitianischer Clairin im Prinzip ein ungelagerter Rhum Agricole aus Zuckerrohrsaft, aber trotzdem nochmal eine ganz eigene Kategorie.

Bekannte Marken und Cocktails

Einen Rhum Agricole können Sie im Prinzip verwenden wie jeden anderen Rum auch, sprich in Rum-Cocktails und Longdrinks. So mancher Tiki-Drink verlangt auch explizit nach einem Rhum Agricole als Zutat und der berühmte Ti Punch mit Limetten und Zucker wäreti-punch-cocktail-rhum-agricole ohne Rhum Agricole gar kein richtiger Ti Punch.

Gute, gelagerte Qualitäten eignen sich natürlich auch hervorragend als Sipping-Rhums, bei einem Alter von bis zu 40 Jahren ist so mancher davon für einen Cocktail dann auch zu schade. Wer einen Rhum Agricole im direkten Vergleich mit einem Melasse-Rum probiert, stößt auf deutlich fruchtigere Aromen von Beeren und tropischen Früchten, meist ist er jedoch etwas milder und weniger wuchtig als „normaler Rum“.

Zu den bekanntesten Marken zählen wohl Rhum Clément, Trois Rivieres, Rhum J.M., Saint James, H.S.E., Neisson und einige mehr. Der bekannte Rhum Barbancourt wird zwar Rhum geschrieben und aus Zuckerrohrsaft hergestellt, nennt sich aber offiziell nicht Rhum Agricole. 

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